Zu Gast bei Anna Seghers

Es fühlt sich ein bisschen wie der Besuch bei einer älteren Tante an, wenn man das Anna Seghers Museum in Berlin-Adlershof besucht. Denn es ist kein steriles Museum, sondern die ehemalige Wohnung dieser bedeutenden Schriftstellerin.
Hier hat sie von 1955 bis zu ihrem Tod 1983 gelebt. Man spürt dieses Leben überall in den Räumen. Die originale Einrichtung ist unverändert vorhanden. Die Nachkommen von Anna Seghers haben dankenswerterweise alles dem Museum überlassen. 

Ihre Manuskripte, Briefe, etc. befinden sich mittlerweile im Literaturarchiv der Akademie der Künste. Dort können sie unter optimalen Bedingungen fachgerecht archiviert werden.
In der Wohnung sind es die persönlichen Gegenstände und Möbel, die den besonderen Reiz ausmachen und dabei helfen der ehemaligen Bewohnerin näherzukommen. Ein besonders Glücksfall ist es, dass fast ihre gesamte Bibliothek mit ca. 10.000 Büchern hier noch erhalten ist. Ein kleines Wunder, wenn man die lange Flucht- und Exilzeit der Autorin bedenkt. 

Die vielen Bücher finden in den maßgefertigten Regalen der nicht sehr großen Wohnung Platz. Teilweise in Zweier und Dreier Reihen.   
Seghers mochte es  nicht, wenn Besucher selbst Bücher aus dem Regal zogen. Überall in den Regalen stellte sie daher verschiedene Figürchen auf, um den Zugang zu den Büchern etwas zu erschweren. 
Gleichzeitig sind diese kleinen Figuren natürlich auch Erinnerungen an ihre vielen verschiedenen Lebensstationen und Wohnorte. 

Flur in der Wohnung vom Anna Seghers
Auch der Flur ist voller Bücher

Als Jüdin und Kommunistin musste sie nach der Machtergreifung der Nazis Deutschland verlassen. Über Stationen in der Schweiz und in Frankreich fand sie schließlich in Mexiko ein sicheres Exil. Viele Erinnerungstücke an diese Zeit sind in der Wohnung zu finden. 

Ihr Fluchterfahrungen waren auch die Grundlage für einen ihrer bekanntesten Romane Transit *, der im letzten Jahr neu verfilmt * wurde und dessen Thema leider immer noch hochaktuell ist.

Anna Seghers kehrte 1947 nach Deutschland zurück. Sie wohnte zunächst an verschiedenen Ort u. a. auch bei Bertolt Brecht und Helene Weigel und im heutigen Literarisches Colloquium in Berlin-Wannsee.
1955 zog sie dann zusammen mit ihrem Mann in das neugebaute Mietshaus in der Volkswohlstr. 81 in Berlin-Adlershof. Zu ihren Ehren wurde 1984 die Straße in Anna-Seghers-Straße umbenannt.

Adlershof war damals eher eine Arbeitergegend. Auch die Wohnung ist nicht luxuriös. Die Einrichtung ist praktisch und solide. Einzig der Kachelofen mit einer großen Ofenbank stellt eine kleine Besonderheit dar. Er wurde auf Wunsch von Anna Seghers extra eingebaut.

Die fast noch originalgetreue Ausstattung der Wohnung macht einen Besuch in diesem kleinen Museum nicht nur, für den literarisch Interessierten empfehlenswert. Man bekommt auch einen schönen Einblick in die Wohnkultur der damaligen Zeit.

Leider ist das Museum nur an zwei Tagen in der Woche regelmäßig geöffnet. Jeweils Dienstag und Donnerstag von 10 bis 16 Uhr. Kommt man mit mehren Personen, kann man aber vorab auch sicherlich andere Termine vereinbaren (Tel. (030) 677 47 25).

Im Eintrittspreis von 4,- € ist eine sehr sachkundige und informative Führung enthalten. Dazu muss man sich nicht gesondert anmelden.

Auch wer vorher vielleicht noch nicht viel über Anna Seghers wusste, wird nach einem Besuch des Museums nicht nur schlauer sein, sondern bestimmt auch neugierig auf ihre Bücher *. Das Beste was einer Autorin passieren kann.


Weitere Informationen über das Museum gibt unter www.anna-seghers.de/museum.php
Die Adresse lautet Anna-Seghers-Straße 81, 12489 Berlin.
Vom S-Bahnhof Adlershof ist es nur einen kurzen Fußweg entfernt.

Wer noch mehr über Anna Seghers Lebensjahre in Adlershof wissen möchte, findet in der Broschüre Anna Seghers in Adlershof weitere interessante Informationen.
Die Broschüre ist in der Ausstellung, bei Amazon *und im Buchhandel * erhältlich.


Copyright Informationen
Porträtbild von Anna Sehghers : Bundesarchiv, Bild 183-F0114-0204-003 / Hochneder, Christa / CC BY-SA 3.0 DEt unter Creative Commons Lizenz.
Die anderen Fotos (c) Christoph Kaufmann

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